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Samstag, 24. Oktober 2009 - Tibet - Tsurpu, Partso, Dorjeling Gompa, Namtso-See, Lhasa, Tsetang

Yak-Trekking und Lhasa Umgebung

17.10.2009, Lhasa - Tsurpu
Yak, Yak, Yak, Yak, Yak... es war soweit. Um 10:00 Uhr holte uns Phurbu vor dem Hotel Dhood Gu in Lhasa ab. Mit vollgepacktem Jeep und Koch fuhren wir in Richtung Tsurpu los. Die Fahrt dauerte lediglich 2 Stunden und führte entlang der im Jahr 2006 erbauten Eisenbahnstrecke Peking - Lhasa. In Tsurpu angekommen, besichtigten wir kurz das Kloster des 17. und jetzt nach Indien geflüchteten Karmapa Lama. Nach der Besichtigung genossen wir draussen an der warmen Sonne eine feine Nudelsuppe mit Yak-Fleisch und Gemüse. Mit Chilli war sie ganz schön scharf! Oberhalb des Klosters, auf ca. 4400 m.ü.M., stellten wir unsere Zelte auf. Ein Küchenzelt für unseren Koch Tashi II und unseren Guide Tashi, sowie ein Schlafzelt für uns. Nach einem kurzen Anklimatisierungs-Spaziergang (der Sauerstoff war schon ziemlich rar) bauten wir uns zwei glückbringende Steinskulpturen: Nadjas schiefe Steinpyramide und Michls wackliger Turm :-) Nach einem feinen Tee im Küchenzelt genehmigten wir uns eine kleine Siesta in unserem Zelt. Vor dem Nachtessen spielten wir draussen an der warmen Sonne eine Runde Yazzy und erhielten schon nach kurzer Zeit Besuch einer einheimischen Frau ohne, resp. mit schwarzen Zähnen. Obwohl sie die Zahlen nicht kannte, spielte sie mit grosser Freude mit. Um 19:00 Uhr gab es dann Nachtessen. Unser Koch Tashi II zauberte uns mit einfachen Mitteln ein hervorragendes Essen hin. Suppe, Reis und verschiedene Gemüse. Weil es so gut war und wir zuviel assen, machten wir noch einen Verdauungsspaziergang. Bei Kerzenschein und Jasmin-Tee verbrachten wir dann noch eine gemütliche Zeit im Küchenzelt und hörten Musik aus Tashis und Michls Handy.

18.10.2009, Tsurpu - Lasar-La Pass (5340 m.ü.M)
Kalt war sie... die Nacht! Vorallem für Nadja, welche an die Füsse frohr! Dies, trotz allen möglichen Sockenvarianten. Michl, ohne Socken, schlief hervorragend :-) Eier, Fladenbrot (mit Konfi oder Erdnussbutter), Reis-Suppe und warmen Getränken (Tee/Schokolade), liessen die kalte Nacht schnell vergessen. Kaum war dann die Sonne da, trafen auch schon die Yaks im Camp ein. Ein schöner Anblick. Die Zelte wurden abgerissen und das Material/Gepäck für die Yaks bereitgestellt. Etwas widerwillig wurden die Yaks von den Yak-Männern bepackt und zum Trekking bereit gemacht. Nun ging es los. Ca. 2 Stunden liefen wir das stetig ansteigende Tal hinauf. Auf einer kleinen Wiese an einem Bach machten wir Mittagspause und wärmten uns an der Sonne auf. Weiter ging es das schöne Hochtal hinauf bis zur Siedlung Leten auf ca. 4950 m.ü.M. Eigentlich wäre hier Endstation gewesen. Weil wir jedoch sehr gut in der Zeit waren, entschieden wir uns den Lasar-La Pass noch heute zu passieren. Der Aufstieg zum Pass war dann schon ziemlich anstrengend, da die Luft sehr dünn war. Schritt für Schritt überquerten wir den Pass auf 5340 m.ü.M. Puhhh... Geschafft! Nur noch eine halbe Stunde bergab, befand sich unser 2. Camp. Die Yaks warteten bereits beim Camp (ca. 5250 m.ü.M.) und die Yak-Männer waren schon mit dem Aufstellen der Zelte beschäftigt. Der anschliessende Aufbau unseres Zeltes auf dieser Höhe, forderte uns dann einiges ab! "Läck hend mir küchet" :-) Im Zelt wollten wir uns kurz von den Strapazen erholen und nickten sogleich ein!
Schon bald merkten wir dann, dass diese Nacht wohl noch ein bisschen kälter als die Letzte werden wird. Bereits beim Nachtessen war es zügig kalt. Top ausgerüstet und in mehrere Kleiderschichten eingepackt, nahmen wir ein weiteres feines Nachtessen ein. Gewärmt mit einem Brandy von unserem Guide Tashi, begaben wir uns um ca. 21:00 Uhr in unser Zelt. Nun standen uns 12 Stunden Schlaf bis zum Morgenessen bevor! Einge Stunden schliefen wir dann sehr gut und warm. Ab ca. 02:00 Uhr frohren wir uns dann "Einen" ab! Kalte Füsse und regelmässig veränderte Schlafstellungen, liessen die Nacht nicht zu Ende gehen. Brrrhhh!!

19.10.2009, Lasar-La-Pass - Partso
Um uns die Zeit bis zum Morgenessen um 09:00 Uhr zu verkürzen, schrieben wir bei Minustemperaturen im Zelt Reisebericht. Michl frohren fast die Finger ab! Weil wir es dann nicht mehr aushielten, begaben wir uns ca. 30 Minuten zu früh ins Küchenzelt, wo unser Guide Tashi noch gemütlich am Schlafen war. Wie wir dann aber erfuhren, frohr auch er in seinem tibetischen Schlafsack (Yak-Decken). Kaum waren wir im Zelt, servierte uns unser Koch Tashi II warmen Tee und Frühstück. Kurz nach 9 Uhr strahlte uns bereits durch das geöffnete Küchenzelt die Sonne ins Gesicht. Herrlich!
Nach dem Morgenessen wurden die Zelte abgerissen und die Yaks bepackt. Es ging in zackigem Tempo weiter bergauf. Rund 2 Stunden liefen wir auf über 5000 m.ü.M. an schneebedeckten Bergketten vorbei und anschliessend weitere 2 Stunden wieder hinunter, bis in die kleine Nomaden-Siedelung Partso auf 4650 m.ü.M. Auf dem Weg fand Nadja sogar noch den in Bergen lebenden Yeti ;-) In Parso angekommen, erlebten wir in einem Zelt die Gastfreundschaft der Nomaden, welche uns Butter-Tee mit Salz servierten... nicht jedermanns Geschmack :-) In der verkommenen Nomadensiedlung unterhalb der Nomadenzelte, stellten wir anschliessend unsere Zelt hinter windgeschützten Mauern auf. Wie immer gab es zum "Zvieri" Tee und Cookies. Zum Nachtessen gab es heute richtig gute Pasta à la Tashi II. Mmhhh! Ein anspruchsvoller, aber schöner Trekking-Tag ging zu Ende.

20.10.2009, Partso - Dorjeling Gompa
Nadja erwachte bereits morgens um 03:00 Uhr halb erfrohren! Mit 60 Musiksongs lenkte sie sich von der Kälte bis in die Morgendämmerung ab und schlüpfte früh morgens zu Michl in den warmen Schlafasck. Michl schlief übrigens 9 Stunden hervorragend. Die Nacht forderte Nadja einiges an Energie ab. Beim Morgenessen munterte sie jedoch ein fünfjähriger Nomadenjunge auf. Xida (Schedda) zauberte Nadja wieder ein Lächeln ins Gesicht. Ein schöner Augenblick, für welchen es sich lohnt eine Nacht zu frieren.
Ein neuer Trekking-Tag konnte beginnen. Über ausgedehntes und wunderschönes Weideland ging es gemütlich Richtung Dorjeling Gompa weiter. Einfach eine traumhafte und atemberaubende Landschaft, mit Sicht auf die schneebedeckte Nyenchen Thongra-Bergkette (7110 m.ü.M.) und auf den Eisturm von Beutse (5800 m.ü.M.). Nach ca. 5 Stunden Trekking kamen wir in Dorjeling Gompa an, wo wir sogleich das Nonnen-Kloster besichtigten. Auch hier wurde uns salziger Ziegengeschmack-Butter-Tee angeboten. Michl nahm sich ein Herz und trank dankend zwei Schalen Tee... buaahh!
Eigentlich stand hier auch ein Camp auf dem Programm. Da es jedoch stark windete und niemand Lust verspührte nochmals zu frieren, suchten die Guides nach einer Alternative. Glücklicherweise wurden sie fündig. Ein in Bau befindendes tibetiches Haus in der Nähe des Nonnenklosters diente uns als Unterkunft. Eine ältere Frau stellte uns ihr Haus, resp. ihre Betten für Yuan 10 pro Person (CHF 1.30) zur Verfügung. Hier hiess es nun Abschied nehmen von den Yak-Männern und ihren Yaks. Als Dankeschön überreichte Michl dem jungen Yak-Mann Ischi seine gestreiften und warmen Unterhosen für den Winter. Ischi dürfte nun sicherlich bessere Verwendung für die Hose haben. Am Abend kochte uns Tashi II im Haus ein feines Nachtessen. Es gab Pommes-Frittes, Reis und Gemüse. Gemütlich sassen wir alle zusammen um den alten Ofen. Dieser wurde mit getrockneter "Yak-Scheisse" angefeuert. Und wer hätte dies gedacht: es roch sogar noch gut! Vorallem gab es aber schön warm. Noch nicht genug warm für Nadjas Füsse, erhielt sie von der alten Hausdame eine tibetische B(P)ett-Flasche :-) Endlich schlief auch Nadja gut und warm. Sogar ohne Socken!

21.10.2009, Dorjeling Gompa - Namtso-See - Lhasa
Als Tashi II bereits am Kochen war, erwachten wir aus unserem guten Schlaf. Frühstück, packen, aufräumen und schon war es wieder 10:00 Uhr. Während wir auf unseren neuen Fahrer warteten, überreichte auch Nadja ihre warmen, gestreiften Unterhosen. Die alte Dame freute sich sehr über das Geschenk und dankte es ihr mit einem herzlichen Lachen. Mit einem Kleinbus fuhren wir vorerst bis zu den heissen Quellen von Yangbachen. Trotz verhältnissmässig teurem Eintritt, bereuten wir den Besuch dieser Quellen nicht. Warmes, resp. heisses Wasser wärmten unsere Körper wieder richtig auf. Eine warme Dusche zum Schluss und wir waren wieder richtig sauber. Schön wars! Müde vom warmen Wasser, nahmen wir die Fahrt durch die Changthang-Ebene bis nach Damzhung in Angriff. Nach ca. 2 Stunden in Damzhung angekommen, bogen wir Richtung Namtso-See ab. An der Kontrollstelle zum Nationalpark erfuhren wir, dass es nicht möglich war wie geplant am Namtso-See in Tashi-Dorje zu übernachten. Der bevorstehende Winter, resp. der mögliche Schneefall würde eine Rückkehr nicht mehr ermöglichen. Aus diesem Grund waren wir gezwungen den langen Weg wieder zurück nach Lhasa auf uns zu nehmen. Über den Lachen La-Pass (5150 m.ü.M.) fuhren wir nach Tashi-Dorje an den Namtso-See. Eine sehr schöne Strecke mit Ausblick auf die bereits schneebedeckten Berge und den Namtso-See. In Tashi-Dorje machten wir mit Tashi einen schönen Spaziergang. Er erzählte uns von der Sage der zwei grossen Felsen und gab uns einen tibetischen Namen. Dhundup für Michl (du wirst deine Lebensziele erreichen) und Hamo für Nadja (kleiner Engel).
Spät um ca. 20:30 Uhr erreichten wir Lhasa. Bevor wir jedoch ins Zentrum von Lhasa fuhren, assen wir in einem chinesischen Restaurant feine "Dumblings" (im Wasser gekochte Teigtaschen mit Gemüse und Schweinefleischfüllung). Dazu eine pfiffige Chilli-Sauce. Mmhhh! In Lhasa bezogen wir im gleichen Hotel wie vor dem Trekking ein Zimmer. Diesmal mit Aussicht auf den Potala-Palast.

22.10.2009, Lhasa - Tsetang
Den Morgen verbrachten wir mit Schoppen im chinesischen Viertel von Lhasa und assen günstig (ca. CHF 2.50 p.P) ein feines Curry mit Knoblauch-Brot (Naan). Um 13:00 Uhr fuhren wir am Flughafen von Lhasa (Gongkar) vorbei nach Tsetang. In Tsetang durften wir nochmals in einem hochklassigen Hotel einchecken. Am Nachmittag streiften wir durch die Strassen und ersteigerten ein paar günstige Schnäppchen. Ein Paar Socken sowie eine Gesichts- und eine Handcréme für umgerechnet ca. CHF 1.80 :-) Trotz Kommunikationsschwierigkeiten im nicht touristischen Tsetang, gelang es uns in einem chineschen Restaurant ein feines Nachtessen zu bestellen. Nochmal "Dumblings" (keine Ahnung wie diese auf chinesisch heissen!)

23.10.2009, Tsetang
Früh am Morgen machten wir uns mit unserem Kleinbus auf den Weg ins Kloster Samye. Der Weg dorthin führte über eine Brücke und anschliessend auf einer Staubstrasse entlang des Yarlung Tsangpo Flusses. Bei einer Baustelle reichte der Platz nicht ganz aus. Unser ängstlicher und nicht gerade Top-Fahrer blieb im Sandhaufen stecken. Mit Hilfe der weiblichen Bauarbeiterinnen schoben wir den Karren wieder aus seiner misslichen Lage :-) Nach einer holprigen Fahrt an Sanddünen vorbei, kamen wir in Samye an. Dem ältesten Kloster Tibets. Gleichzeitig war es ein sehr interessantes Kloster, welches über einen indischen, chinesischen und natürlich tibetischen Bausstil verfügt. Nach einem feinen Sweet-Tee mit Einheimischen machten wir uns auf den Heimweg. Auf der gleichen Strasse fuhren wir nach Tsetang zurück und wurden wegen den bestehenden Bauarbeiten an einem Kontrollort aufgehalten. Dort hiess es, dass die Strasse bis 19:00 Uhr gesperrt sei! Dank einem Militärfahrzeug, welches freie Fahrt erhielt, durften auch wir passieren (einige Notausreden unseres Guides Tashi halfen da sicherlich auch noch ein bisschen mit.) Die Baustelle erwies sich dann jedoch nicht ganz einfach zu durchfahren. Tashi griff sogar zur Schaufel und "buddelte" uns den Weg nach Tsetang frei :-) Dort sahen wir im Kloster Trandruk Lhakhang singende Frauen bei Renovierungsarbeiten zu. Gegenüber des Klosters spielten wir mit Kindern noch eine Runde Basketball und kamen dabei ganz schön ausser Atem. Unseren letzten Abend in Tibet verbrachten wir mit Tashi und dem Fahrer in einem chinesischen Restaurant. Es gab feine Nudelsuppe mit Gemüse. Sehr günstig! Als krönender Abschluss luden wir die zwei noch zu einem Lhasa-Bier in einer tibetsichen Bar ein. Tashi erzählte uns nochmals von seinem Leben und einer seiner Lovestories.

24.10.2009, Tsetang - Lhasa/Gongkar - Kathmandu
Um 09:30 Uhr waren wir bereits am Flughafen. Es hiess Abschied nehmen von Tashi. 14 Tage war er unser Reiseführer und begleitete uns auf der Reise durch das Dach der Welt... Tibet. Es war ein unvergessliches und einmalig schönes Erlebnis. Dies auch Dank Tashi! Tho chi chi!
Auf dem spektakulären Flug mit der China Air über die Himalaya-Bergkette, erblickten wir nochmals den Mt. Everest von oben... fast auf gleicher Höhe! Nach gut einer Stunde landeten wir in Kathmandu, wo wir von unserem nepalesischen Guide Rakesh begrüsst und mit einem Taxi ins Kathmandu Guest House gebracht wurden.

TIBET:
Ein landschaftlich eindrückliches und faszinierendes Land im Himalaya. Unendliche Weiten sowie farbenbrächtige und abwechslungsreiche Landschaften prägen dieses Land, welches jedoch stark unter der chinesischen Regierung leidet. Die sehr freundlichen und aufgeschlossenen Tibeter dürfen sich von ihrem politischen Schicksal nichts anmerken lassen und gehen trotzdem mit einem Lächeln durchs Leben. Während unserer Reise durften wir die buddhistisch gläubigen Menschen Tibets erleben und lernten einige gute Eigenschaften von ihnen kennen. Das Dach der Welt: Tibet! Absolut eine Reise Wert!


Bildergalerie

Copyright by Nadja Kistler & Michael Portmann