Alle Reiseberichte - Weltkarte

Freitag, 16. Oktober 2009 - Tibet - Kodari (Nepal), Tingri, Shigatse, Gyantse, Lhasa

Von Kathmandu via Mt. Everest nach Lhasa

08.10.2009, Kathmandu - Kodari
Namaste! Beginn unserer 16-tägigen Tour in Nepal und Tibet.

Kurz nach 8 Uhr morgens wurden wir von unserem nepalesischem Guide Rakesh abgeholt. Nach kurzem Warten lud uns ein Kleinbus vor dem Guesthouse auf und wir fuhren bei strömendem Regen aus der Stadt. Im Bus befanden sich bereits 6 Reisende aus der Schweiz. Ziel unseres ersten Reisetages war Kodari, eine kleine Ortschaft in der Nähe der tibetisch/chinesischen Grenze. Die Fahr t dauerte ca. 3 Stunden.
Da wir erst am 10.10.2009 nach China einreisen konnten, stiegen wir kurz vor Kodari aus, um uns die Wartezeit mi einem Camp auf einem Hochplateau zu verkürzen. Zu Fuss ging es über eine wacklige Hängebrücke über einen Fluss und weiter auf ca. 2100 m.ü.M. Auf dem steilen Bergweg durchquerten wir kleine Bauerndörfer und erreichten nach ca. 2 Stunden das wunderschöne Hochplateau. Die Aussicht und Stimmung war einfach nur schön. Das Gepäck, d.h. unsere Rucksäcke, trugen Sherpas, welche das Ziel vor uns erreichten und bereits am Aufstellen der Zelte waren. Beim Nachtessen im Esszelt, es gab Spaghetti, lernten wir unsere Reisekollegen aus der Schweiz kennen. Claudia, Attilio, Esther, Noldi, Gabriela und Philipp. Attilio zauberte nach dem Nachtessen sogar noch eine Flasche Black Label Whisky auf den Tisch.

09.10.2009, Kodari
Sehr gut in unseren neuen "Ma(r)mut" :-) Schlafsäcken geschlafen, begann ein schöner und sonniger Tag. Für das bevorstehende Trekking servierten uns die Sherpas ein ausgiebiges Frühstück mit Toast, Spiegelei, Porridge, Müesli, Kornflakes, Tee und Kaffee. Dann konnte es losgehen. Wiederum ging es steil bergauf bis wir auf den 2800 m.ü.M. den verdienten Lunch (Ei, Käse, Toast und Äpfel) geniessen konnten. Wieder zurück im Camp gab es Cookies und Tee. Auch an diesem Abend verwöhnten uns die Sherpas mit einem abwechslungsreichen und feinen Nachtessen. Fast im Dunkeln bereiteten sie uns Pilzsuppe, Pizza, Frühlingsrollen, French Fries und Blumenkohl zu. Sogar das von Noldi organisierte Bier fand den langen Weg hoch ins Camp. Müde und mit vollen Bäuchen (wie könnte es auch anders sein :-) schliefen wir die zweite Nacht zufrieden in unserem Zelt ein.

10.10.2009, Kodari - Zhangmu und Nyalam (Tibet)
Nach dem täglichen Good-Morning-Tea stellten wir unsere Rucksäcke für den bevorstehenden Abstieg bereit. Gemütlich liefen wir wieder zu unserem Ausgangspunkt kurz vor der Ortschaft Kodari hinunter. Im schattigen Tal warteten wir auf unser Transportmittel zur Grenze. Nach einer guten Stunde fuhr ein alter Bus vor, welcher uns auf der holprigen und schmalen Strasse nach Kodari  brachte. Weil die Grenze längere Zeit geschlossen war, herrschte reges Treiben (vermutlich wie immer) an der Grenze. Nach Erledigung der Ausreiseformalitäten und Umtausch von 50 USD in 325 Chiniesische Yuan, ging es zu Fuss über eine grosse Brücke zur Grenze nach Tibet. Schon auf der Brücke spührten wir die chinesische Ordnung und Disziplin. Sehr bestimmend wurden wir eingewiesen und kontrolliert. Striktes Verbot galt Fotos und Abbildungen des Dalai Lama und tibetischen Büchern. Nach etlichen Gepäckdurchsuchungen und Passkontrollen erreichten wir endlich Tibet... das Dach der Welt. Unser neuer Guide Tashi aus Lhasa brachte uns zum Toyota-Jeep, wo bereits Phurbu, unser Fahrer, wartete. Auf einer baustellenreichen Strecke fuhren wir nach Zhangmu, der ersten chinesischen Ortschaft, welche in die steile Berglandschaft ragte. Um uns die Zeit bis zur Abfahrt nach Nyalam zu verkürzen, genehmigten wir uns eine einfache Fussmassage :-) und erkundeten zu Fuss die Ortschaft Zhangmu, mit den auffallenden und laut singenden Militärpatouillen. Um 18:30 Uhr ging es dann endlich los... meinten wir! Schon nach kurzer Fahrt durch die verstopfte Hauptstrasse Zhangmus, mussten wir wieder warten, da der chinesische Kontrollposten den Verkehr aus unbekannten Gründen anhielt. Es war bereits 20:00 Uhr und am Eindunkeln, als wir die Fahrt Richtung Nyalam fortsetzen konnten. Durch eine grosse Schlucht führte die schlechte Staubstrasse, welche von vielen Erdrutschen beeinträchtigt war, hinauf auf das tibetische Hochplateau. Und dann, kaum dachte Nadja auf dieser gespenstisch dunklen Fahrt an einen Platten, war dieser auch schon da! Kein Problem für unseren Fahrer Phurbu, welcher den Reifen vorne links im Nu wechselte. Späht, jedoch heil in Nyalam auf ca.3500 m.ü.M. angekommen, erwartete uns im Betonbunker (gemeint ist unser Guesthouse) eine kalte Nacht. Um uns die bevorstehende Nacht etwas angenehmer zu machen, bestellten wir uns im Restaurant gegenüber ein scharfes Vegi-Curry :-) Mit Kappe und Handschuhe schlüpften wir danach unter die zwei warmen Yak-Decken... und siehe da, wir schliefen ausgezeichnet.

11.10.2009, Nyalam - Mt. Everest - Tingri
Ein eindrucksvoller und langer Tag begann früh morgens um 06:30 Uhr. Noch in der Morgendämmerung fuhren wir auf dem spektakulären Friendship-Highway über den Thang-la-Pass (5100 m.ü.M.) in Richtung Tingri. Auf der Passhöhe bot sich uns eine stimmungsvolle und beeindruckende Sicht auf die höchsten Berge des Himalaya. (Makalau, Lhotse, Mt. Everest, Cho Oyu, Shishipagma, etc.) In Tingri auf ca. 4300 m.ü.M. angekommen, besorgte uns Tashi die Tickets für die Besichtigung des Mt. Everest Base Camps. Von Tingri fuhren wir ca. 2 Stunden auf einer holprigen Naturstrasse über einen weiteren Pass nach Rongbuk auf 4950 m.ü.M. und weiter zur Endstation Mt. Everest Base Camp. In einem tibetischen Zelt stärkten wir uns mit "Tibet-Rösti" (Kartoffelschnitze), Fried Rice und tibetischem Buttertee (Schwarztee mit Yakbutter und Salz), bevor es mit einem Shuttlebus zum Touristen Base-Camp ging. (Eintritt zum Bergsteiger Base-Camp USD 200). Auf dem Weg zur Aussichtskuppe auf ca. 5250 m.ü.M. spührten wir die dünne Luft und der starke Wind blies uns fast weg. Auf der Kuppe angekommen, liessen wir uns von diesem Naturwunder faszinieren. Ein bewegender und imposanter Moment... der Mt. Everest, die Muttergöttin aller Berge (auch Mt. Qomolangma genannt), mit 8844 m.ü.M. der grösste Berg auf der Welt! Wow! Der Anblick des Mt. Everest noch in wundervoller Erinnerung, machten wir uns auf den Weg zurück nach Tingri. Auf der Fahrt überquerten wir auf einer nie endenden und schlängelnden Strecke noch einen 3. Pass auf ca. 5200 m.ü.M.. Durchgeschüttelt von der holprigen Strasse, machten wir in einem Bauerndorf Halt, wo wir unmgehend von tibetischen Kindern belagert wurden. Die von der harten Bauernarbeit gezeichneten Kinder erfreuten sich über die spendierten Süssigkeiten (Sugus) und gaben uns dafür ein herzliches Lächeln zurück. Müde und von der anstrengenden Fahrt "gerädert", kamen wir in einem guten Hotel in Tingri an. Endliche wieder einmal eine warme Dusche... Juhui!

12.10.2009, Tingri - Shigatse
Tashi Delek! (tibetisch hallo)  Der gestrige Tag mit vielen absolvierten Höhenmetern und die Nacht auf ca. 4300 m.ü.M. machten sich bei Nadja mit Kopfschmerzen bemerkbar. Mit einem Aspirin verflog es jedoch zackig und die Fahrt nach Shigatse konnte beginnen. Die ca. 300 Kilometer lange Fahrt durch das Land der Sakaya führte vorbei an zahlreichen Bergruinen und durch eine abwechslungsreiche Landschaft. Auch auf diesem Weg überquerten wir wieder zwei Pässe: den Gualtso-La (5200 m.ü.M.) und den Tsuo-La (4520 m.ü.M.). Noch am Morgen stand der Besuch des Klosters Sakaya auf dem Programm. Bevor wir jedoch das Kloster erreichten, hielt uns die chinesische Polizei an einer Kontrollstelle an. Zu unserem Erstaunen hielt uns ein Mann von der chinesischen Gesundheitspolizei (er trug einfach einen weissen Kittel :-) einen Fiebermesser an den Kopf! Puuuh... zum Glück sind waren wir gesund! ;-) Im Kloster Sakaya angekommen, brachte uns Tashi erstmals die tibetisch-buddhistische Religion näher. Wir erfuhren u.a. von den vier verschiedenen Religionen Tibets, sowie interessante Einzelheiten über das Kloster Sakaya. Nach dem Lunch in Shigatse, der zweitgrössten Stadt Tibets, besuchten wir den Stammsitz der Panchen Lamas im Kloster Tashi Lunpo. Die Panchen Lamas gehören neben den Dalai Lamas und den Karmapa Lamas zu den 3 wichtigsten Lamas (Oberhaupte). Die grosse Klosteranlage umfasste viele Kunstschätze, u.a. die 26 Meter grosse Buddha-Statue namens Maitreya. Leider war das Fotografieren im Innern der Tempel nur gegen grosses Entgelt möglich! Am Abend beim Nachtessen, trafen wir unsere 6 Reisekollegen aus der Schweiz wieder und freuten uns über ihre Reisenews vom Mt. Everest Base Camp.

13.10.2009, Shigatse - Gyantse
Kurz nach 9 Uhr morgens fuhren wir vom Hotel Manasarovar in Shigatse ab. Auf der zweistündigen Fahrt durchquerten wir eine wunderschöne Landschaft. Auf den weiten Ebenen mit gelb-grünen Herbstbäumen weideten unzählige Pferde, Yaks, Schafe und Ziegen... eine Landschaft zum Träumen. Auf halber Strecke stoppten wir bei einer kleinen Getreide-Factory, wo wir sahen, wie das Mehl für den bekannten tibetischen Tsampa-Brei hergestellt wird. Noch vor dem Mittag in Gyantse angekommen, gingen wir auf eine kleine Shopping-Tour. Unsere Errungenschaft: 2 paar Yak-Socken und frische Früchte. Am Nachmittag stand ein weiteres kulturelles Ereignis auf dem Programm. Die Besichtigung des Klosters Pelkor Chode, mit der einzigartigen und begehbaren Stupa namens Kumbum... 85 Kammern mit zahlreichen Skulpturen in jeder Kammer, mit insgesamt 27'000 Abbildungen buddhistischer Gottheiten. Nach der Besichtigung des Klosters liefen wir durch die Altstadt Gyantse und sahen das Leben der Tibeter mit ihren Tieren hautnah. Zum Abschluss des Tages luden wir Tashi und Phurbu, im Restaurant Tashi (gleicher Name wie unser Guide), zum Nachtessen ein. Tashi erzählte uns dabei seine interessante Lebensgeschichte (Flucht aus Tibet und Schule in Indien).

14.10.2009, Gyantse - Lhasa
Eine lange Strecke von Gyantse nach Lhasa stand uns bevor. Ein schöner Reisetag! Vorbei an einem schönen Stausee, erreichten wir einen Pass auf 5020 m.ü.M., welcher uns eine tolle Aussicht auf den Kherola-Gletscher (7191 m.ü.M.) bot. Bei strahlendem Sonnenschein fuhren wir danach am farbenprächtigen Yamdrock-See entlang, bis auf einen weiteren Pass mit wunderbarem Ausblick auf schneebedeckte Berge. Der Yamdrock-See gehört neben dem Namtso-See und dem Manasarovar-See zu den 3 Heiligen Seen in Tibet. Wie meistens, hörten wir auf der Fahrt fröhliche tibetische Musik. Hungrig von der langen Fahrt, hielten wir in einer kleinen Ortschaft vor Lhasa. Ohne die chinesische Menukarte lesen zu können, bestellten wir mit Hilfe von Tashi Reis mit Gemüse. Zum Schluss versuchte uns der unsympathische Gastwirt noch mit dem Toiletten-Geld zu "bescheissen".

Der este Eindruck von Lhasa, der Hauptstadt Tibets, endtäuschte uns schonein bisschen. Anstelle tibetischer Häuser und Menschen, erkannten wir die Handschrift Chinas! Grosse Beton-Blockhäuser und Industrie, veränderte unsere Vorstellungen von Lhasa. Nach dem Bezug unseres Zimmers im Hotel Dhood Gu in tibetischem Stil, begaben wir uns auf eine Besichtigungstour durch die Altstadt Lhasas. Unser Bild von Lhasa änderte sich zum Guten. Belebte Strassen und freundliche Menschen zeigten die schönen Seiten Lhasas. Für 50 Yuan (ca. Fr. 3.50) erwarben wir uns 2 "schicke" und warme Unterwäsche für das bevorstehende Trekking... ein klassisches Mode-Schnäppchen! :-)

15.10.2009, Lhasa
Bis anhin der kulturellste Tag mit der Besichtigung von 2 Klosteranlagen und dem Potala Palast. Als erstes besuchten wir den Yokhang-Tempel, mitten in der tibetischen Altstadt von Lhasa. Beim Yokang-Tempel handelt es sich um die wichtigste und heilligste Stätte Tibets. Bereits in den Strassen um den Tempel und auf dem Vorplatz und dem Barkor, dem rituellen Rundweg um den Yokang, sahen wir den riesen Ansturm von betenden Tibetern. Auch in den mit Räucherstäbchen benebelten Tempelkammern das gleiche Bild. Unzählige Buddhisten, welche in Einerreihe die heiligen Kammen besuchten. Sehr eindrücklich! Vevor wir um 12:00 Uhr in den Potala Palast durften (zeitlich vorgeschrieben) fuhr uns Phurbu zm Büro der Air China, wo wir unseren Flug von Lhasa nach Kathmandu rückbestätigen liessen.
Nach mehreren Pass- und Ticketkontrollen waren wir im Potala Palast, dem imposanten Winterpalast der Dalai Lamas. Mit 115 Metern Höhe ein sehr beeindruckendes Bauwerk. Leider ging hier jedoch der Spirit des Buddhismus wegen dem grossen Touristenansturm verloren. Laut und rücksichtslos absolvierten die grossen Gruppen (mehrheitlich Chinesen) im Eiltempo Touren durch den Palast. Nicht sehr schön!
Am Nachmittag besichtigten wir das Sera-Kloster, das zweitgrösste Tibets. In der Druckerei sahen wir der Herstellung von Gebetsbüchern zu und durften uns in einer kleinen Tempelkammer mit einem historischen Stein auf den Rücken klopfen lassen. Zweites sollte eigentlich Rückenschmerzen lindern, nicht fördern :-) Als Abschluss wohnten wir einer Frage- und Antwort-Zeremonie von Möchen bei, welche sich so auf ihr Examen vorbereiteten.
Wieder zurück in unserem schönen tibetischen Hotel, genossen wir eine Kulturpause und legten uns ein paar Stündchen aufs Ohr. Den Abend liessen wir dann bei einem feinen Nachtessen (Naan - tibetisches Fladenbrot - und Gemüsenudelsuppe) ausklingen. Würzig, aber sehr gut wars.

16.10.2009, Lhasa
Drepung, Norbulinka und Ramoche waren vorerst die letzten 3 Tempelanlagen die wir besichtigten... huch! Genug Kultur... nun freuen wir uns dann auf das Yak-Trekking in den Bergen Tibets. Doch noch kurz zu den 3 Tempeln. Drepung, eine der grössten Monasterien Tibets. Sehr schön in einem Berghang gebaut und mit faszinierender Aussicht auf Lhasa. Den Sommerpalast der Dalai Lamas besuchten wir gleich anschliessend vor dem Mittag. Ein grosser Teil des Palastes wurde vom jetzigen (14.) und nach Indien geflüchteten Dalai Lama erstellt. Leider wohnt seit 1959 kein einziger Lama wegen der politischen Situtation mit China mehr in einem Palast Tibets. Die meisten flüchteten wie erwähnt nach Indien und bezogen dort ihren neuen Sitz. Über den letzten Tempel in der Altstadt Lhasas namens Ramoche gibt es nichts spezielles zu erzählen. Ausser dass am 14. März 2008 ein Aufstand der Tibeter gegen die Chinesen stattfand.
Themawechsel! Schoppingtour für das bevorstehende Trekking und ein Besuch bei Tashis Mutter stand bevor. Bei Sweet-Tea und Honigcrakker lernten wir das einfache tibetische Leben in einer kleinen Altstadtwohnung kennen. Am Abend packten wir unsere Sachen für das Yak-Trekking und genossen noch eine warme Dusche... es war für einige Tage die Letzte :-)


Bildergalerie

Copyright by Nadja Kistler & Michael Portmann